„Das Kloster wird Ihre Herausforderung, kann aber auch Ihr Meisterstück werden“ (Dieter Gewies)

Mit diesem Satz übergab im Jahr 2014 Dieter Gewies mir das Amt des Ersten Bürgermeisters. Inzwischen kenne ich die Breite und Tiefe der Bedeutung dieser Worte. Am 23.10.2020 war es endlich soweit. Ich durfte gemeinsam mit Vorstand Tanja Weinberger die Schaubrauerei und das Klosterbräustüberl eröffnen.
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Abundance of Impressions – Du bist so wunderbar…

Seit 1994, als ich den Film Philadelphia das erste Mal sah, erinnere ich mich an einen Dialog. Genauer an ein Zitat der Hauptfigur Andrew Beckett aus dem sog. Airlineurteil von 1973. Er sagt:

„… weil die Vorurteile im Umfeld von Aids einen gesellschaftlichen Tod bewirken können, … der dem physischen Tod vorausgeht.“

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Der Bürgermeister – ein Wunschbild im Spannungsbogen

Bgm. Andreas Horsche vor der neuen Schaubrauerei

Die Kollegen der VG Velden haben auf ihrem Infoblatt eine treffende Übersicht zu den widersprechenden Erwartungen an Bürgermeister*innen veröffentlicht. Auch Dr. Uwe Brandl hat anlässlich der 100 Jahrfeier des Bayerischen Gemeindetags in Worte gefasst was den Bürgermeister/die Bürgermeisterin für die Gemeinde und die Menschen ausmacht. Ich wage zu behaupten, dass nur selten ein solches Spannungsverhältnis zwischen Ansprüchen verschiedener Interessenslagen besteht als bei diesem schönen Amt. Daher möchte ich meine Variante (auch als Rückblick für mich selbst auf die ersten schönen sechs Jahre Bürgermeister) hinzugeben.

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Auf ein Neues

 

Wenn man mit älteren Kollegen im Bürgermeisteramt ins Gespräch kommt erzählen alle von den gleichen Erfahrungen des Anfangs. Man möchte sich vorstellen welche Herausforderungen mit diesem Amt auf einen zukommen. Aber es ist ein großer Unterschied diese Herausforderung zu erahnen oder in der Realität täglich zu sehen und zu erleben.

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Volkstrauertag 2019

Meine Rede zum zentralen Gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft der Gemeinde Furth im Ortsteil Schatzhofen

Wie auch in den vergangenen Jahren prägt auch am Volkstrauertag 2019 ein besonderes Ereignis diese Feierstunde. In 2018 erinnerte ich an die erste bayerische Republik und das Ende des Ersten Weltkrieges, davor prägten Bundestagswahl, die Attentate von Paris und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Ansprache zum heutigen Volkstrauertag.

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Alle Welt sehnt sich nach Frieden, reicht den Völkern eure Hand


Noch am 19. Januar 1989 sagte der ehem. Staatsratsvorsitzende der DDR Erich Honnecker, dass die Mauer „in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen“ wird. Es ist ein Satz, der in die Geschichte einging, denn 10 Monate später war sie bereits gefallen. Am 07. Oktober 1989 feierte die DDR ihr letztes, ihr 40. Jubiläum. Diese Tage liegen heuer bereits 30 Jahre zurück. Und so begeben wir uns auf den Moment zu, in dem die Zeit der Wiedervereinigung eines geeinten Deutschlands ebenso lang bestanden haben wird, wie die Lebenszeit der DDR. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit vor dem Mauerfall erinnern. Als Kind in der DDR war es für mich unbegreiflich, warum denn diese DDR so schlimm gewesen sein soll. Nun das war die Sichtweise eines Jungen, der eben nichts anderes kannte. Und eben auch die Herausforderung für 17 Mio. Menschen, dass alles was bisher galt und wichtig war, mit dem Fall der Mauer am 09.11.1989 in Frage gestellt wurde. Wie jede/r DDR- BürgerIn hatte ich mich mit der DDR arrangiert. Es war normal, dass ich eben stundenlang vor dem gut positionierten Radio saß und ich meine Lieblingslieder „Julien“ von Mandy Winter und „The sun always shines on TV“ von A-HA endlich auf einer schon 20 mal überspielten Kassette aufnehmen konnte. Es war normal, dass man beim Beginn der Tagesschau den Fernseher etwas leiser drehte, damit die Nachbarn das „Bong“ und die sechs BrassBand-Akkorde des Intros nicht hörten. Denn schließlich war es für mich als Polizistensohn eigentlich unmöglich Westfernsehen zu sehen – und dann auch noch die Tagesschau! Doch auch dieser Polizist fand seine Nischen, indem er Heilig Abend eben getrennt von seiner Familie in den Gottesdienst ging, den er schon seit fast 25 Jahren jedes Jahr mitgestaltete. Obwohl Kontakt zur Kirche oder zum Glauben verboten war.
Irgendwie freute ich mich aber auch auf diese BRD, auf dieses Westdeutschland. Mit Sehnsucht hatte ich bei meinen Großeltern immer wieder auf ein Plakat mit warmen Farben der Insel Borkum geschaut, auf dem hohe Wellen und eine Abendsonne zu sehen war. So wie auf diesem Bild und wie in der Werbung – um Zehn vor Sieben – stellte ich mir diese BRD immer vor. Bunt muss sie sein! Denn warum sonst heißt sie „Bun(t)esrepublik Deutschland“?
Die Hoffnung wurde erfüllt. Mit den dreimal 100 Mark Begrüßungsgeld ging es nach Fulda/Hessen und bekam ich einen Lego-Technikbagger. Nur 19,90 DM sollte er kosten. Der „Herkules“-Markt hatte auf der Etikettiermaschine die erste „1“ ganz schwach eingestellt, so dass die 119,90 DM von uns als 19,90 DM erkannt wurden. Das wurde die erste nicht-sozialistische Erfahrung meines Lebens.
Aus den Herausforderungen der 90er Jahre sind Kompetenzen entstanden. Wir haben gelernt uns in der neuen bunten Welt zurechtzufinden. Jetzt entstanden nicht nur die versprochenen blühenden Landschaften, sondern mit der EU-Osterweiterung sogar ein vereinter Kontinent, ein vereintes Europa. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall liegt es immer noch an uns aus dieser Zeit zu lernen und das Wissen von damals an unsere Kinder weiterzugeben. Denn an allen Enden wird derzeit die Axt an das geeinte Europa und an das geeinte Deutschland gelegt. Heute entsteht die Spaltung von innen heraus und kristallisiert sich in Begriffen wie: Wirtschaftsflucht, Klimawandel, Messerattentat, Wohlstandsschere und LGBTQ-Migration. Ich wünsche mir, dass die Freude der Nacht des 09.11.1989 auch 30 Jahre danach noch Menschen in Ihren Bann ziehen kann. Ich wünsche mir, dass wir das Bewusstsein für die Leistung einer deutschen friedlichen Revolution schärfen. Für ein tolerantes Miteinander auf einem geeinten Kontinent, in einem geeinten Europa. Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint.

Furth – Karagwe: Eine Freundschaft die zu einer kommunalen Partnerschaft werden kann

Seit 13 Jahren besteht die Freundschaft zwischen mir und Charles Bahati. Begonnen hat alles mit einem kaputten Flugzeug welches uns eigentlich über den Victoria See von Mwanza nach Bukoba bringen sollte. Das Flugzeug hatte einen Motorschaden und musste deshalb in die Reparatur. Für mich bedeutet es damals auf mich allein gestellt zu sein und erstmals in einem Land ohne Kenntnis der Sprache, mich zurecht finden zu müssen. Charles Bahati half mir. Er kaufte mir eine örtliche Simkarte und half da weiter wo Englisch aufhörte und Swahili began.

Der Nationalpark Burigi-Chato entstand durch Erklärung des Präsidenten im Juli 2019. Wir waren als erste offizielle Besuchergruppe im Park und sahen „a lot of wild animals“

In der 2. August Woche hatte ich dieses Jahr die Möglichkeit mir einen neuen Eindruck der Entwicklung der Region westlich des Victoriasees zu machen.

Es gibt sehr viele spürbare und sichtbare Fortschritte bei der Infrastruktur und der Situation der Menschen. Nach wie vor bestehen vor allem in den sehr ländlichen Gebieten, nahe des Grenzgebiet zu Ruanda und Uganda, große Defizite. MAVUNO hat seine Aktivitäten auf diese Region ausgeweitet und unterstützt Familien, Bauern und Schulen bei existenziellen Fragen.

Dieses Wasserloch versorgt ca. 6.400 Menschen mit Wasser. Bei aller Tragödie darf man nicht außer Acht lassen, dass die Menschen in der Region es nicht anders kennen

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Projekts, sowie des ersten Graduationsabschlusses an der Mavuno- Mädchenschule besuchte ich nach 13 Jahren wieder die Region Karagwe.

Mit mir nahm ich die Hoffnung auf gute Kontakte zur Kommunalpolitik als auch zu Verantwortlichen der Regierung. Am Ende war ich stolz darauf ein LoI unterzeichnen zu dürfen und freute mich darüber, dass mit Wallace Mashanda und Innocent Nsena die richtigen Menschen vor Ort ein gleichstarkes Interesse an einer Partnerschaft auf Augenhöhe haben.

Bürgermeister Mashanda und ich unterzeichnen einen Letter of intent

Doch welche Vorteile und Chancen kann eine solche Partnerschaft für eine kleine niederbayerische Gemeinde wie Furth mitbringen?

Der große Gewinn liegt im interkulturellen Austausch. Die Lebensweise der Landbevölkerung Tansanias gibt uns, auf Perfektion ausgerichteten Deutschen, die Möglichkeit unseren Blick auf den Umgang mit unseren Mitmenschen zu weiten. Wir haben die Möglichkeiten Menschen kennen zu lernen, denen es oft an den grundlegenden Bedürfnisse des Lebens fehlt, welche trotzdem mit einer Offenheit Fröhlichkeit und Glücklichkeit durch das Leben gehen, welche uns oft fehlt.

Wir wiederum sind in der Lage aufgrund unserer hohen Industrialisierung und unseres sehr guten Bildungs- und Wissensstandes die Region bei der Bearbeitung von Lösung für ihre Herausforderungen zu unterstützen. Hierbei kommt es nicht darauf an dass wir Finanzmittel oder Sachspenden zur Verfügung stellen. In den vergangenen 40 Jahren wurden zahlreiche solcher materiellen Unterstützungsleistungen durch die europäische Union erbracht. Leider endete es oft damit, dass die Mittel entweder nicht da ankamen wo sie benötigt wurden oder die Sachspende mangels Ausbildung und Wissen nicht eingesetzt werden konnte.

Entsprechend dem Leitsatz: Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.

Mir geht es darum die Menschen bei ihren Zielen die sie für sich selbst entwickeln zu unterstützen. Mit unserem Wissen und unsere inhaltlichen Vergleichbarkeit können wir dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung von Hunger und Bildungsmangel und für den Ausbau der Infrastruktur leisten. Am Ende ist das dann zumindest ein indirekter positiver Beitrag zur Bekämpfung von Fluchtursachen auf dem schwarzen Kontinent.

Ich hoffe und wünsche mir dass ich bei dieser Idee Unterstützung durch unsere Bürgerinnen und Bürger sowie durch unseren Gemeinderat erfahren werde.

Nach aktueller Planung möchte ich dazu die Kommunalwahl im März 2020 in Bayern und die Wahl im Oktober 2020 in Tansania abwarten. Bereits Ende Dezember Anfang Januar 2020/2021 soll dann die offizielle Anbahnungsreise einer Further Gruppe hoffentlich mit Unterstützung der SKEW nach Karagwe in Tansania stattfinden.

Der Tansanianische Wirtschaftsminister Innocent Bashungwa, Bürgermeister Wallace Mashanda und ich geben ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit

Was für ein Vertrauen

Kirchentag 2019 in Dortmund

Die Slogans der Kirchentage sind meist verkürzte Zitate der Bibel. Auch in Dortmund verweist der Halbsatz „Was für ein Vertrauen“ auf eine Textstelle im Buch der Könige.

Bei dem Kirchentag verbinden sich für mich vielfältige Erwartungen. Während 2017 diese Erwartungen etwas enttäuscht wurden, wurden sie 2019 bereits am zweiten Tag erfüllt. Etwas Input, Zeit zum nachdenken, gemeinsam musizieren und dass Duo Camillo. Das bedeutet für mich Kirchentag. Mit einer sehr guten Podiumsdiskussion über die Frage wie Fake News entstehen und wie man sie erkennt und mit ihnen umgehen kann startet der erste Tag. Am Samstag setzte dann das für mich sehr wichtige Thema „Konservativismus in Abgrenzung zu rechtsradikalem Denken“ einen Kontrapunkt. Mit Dr. Markus Söder und Winfried Kretschmann waren zwei Vertreter der sehr wahrscheinlichen bundespolitischen Zukunft auf der Bühne. Leider wurde das Gespräch lange Zeit von politischem Angriff und politischer Verteidigung dominiert. Doch am Ende fand man 15 Minuten in denen der Gleichklang und die Basis einer schwarz-grünen Bundesregierung zu leuchten begann. Besonders beeindruckt hat mich dabei die Aussage von Winfried Kretschmann, dass die Erreichung klimapolitische Ziele immer auch davon abhängt welche Ressourcen dafür zur Verfügung stehen. Er konkretisierte das Ganze mit den Worten: „… wenn der Deutsche nicht weniger fliegen will, muss eben das Kerosin ökologisch werden.“

Im Ergebnis habe ich vom Dortmunder Kirchentag eine zentrale Botschaft mitgenommen. Es ist an uns, uns zu den Dingen zu äußern die wir falsch oder schlecht bewerten. Dabei können wir das Vertrauen haben, dass sehr viele Menschen mit uns das gleiche denken aber vielleicht (noch) nicht den Mut gefunden haben sich dazu zu äußern. Es ist wichtig dass wir zu dem stehen was wir glauben, auch wenn das der Nächste vielleicht anders sieht.