Am vergangenen Sonntag Quasimodogeniti durfte ich wieder mal einen Gottesdienst halten. Der inzwischen Dritte in diesem Jahr. Gegen Ende jeden Gottesdienstes kommen die Fürbitten. Darin betet man von „innen nach außen“. Eine Fürbitte ist dabei immer an die Machthaber gerichtet. Sie hat den Frieden in der Welt im Blick.
Gut zwei Stunden später stand ich auf dem Appellplatz des ehemaligen KZ Flossenbürg und hörte den Reden zum 80. Jahrestag der Befreiung zu. Nach etwa der Hälfte verließ ich die Veranstaltung – nicht wegen des unaussprechlichen Leids der Opfer, sondern wegen der Reden der Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft. Es klang und klingt wie ein Mantra: Nie wieder!
Doch dieses „Nie wieder!“ höre ich, seit ich als Zehnjähriger in der DDR erstmals mit dem Thema konfrontiert wurde. Und heute? Stehen wir wieder da, schauen zu und spüren: Es könnte erneut ein „Und doch“ geben. War all die Mahnung, all das Engagement vergeblich?
Ich habe darauf keine endgültige Antwort. Aber auf der Heimfahrt ließ mich ein Gedanke nicht los: Vielleicht folgt der gesellschaftliche Wandel einer inneren Logik – einem Mechanismus, gegen den Widerstand schwer ist. Dieser Gedanke hat einen wahren Kern. Ich möchte ihn skizzieren.