Die Richtigkeit des Augenblicks

„…und wenn die Stade Zeit vorüber ist, wird’s auch wieder ruhiger!“ (Karl Valentin)

Kein Spruch passt mehr auf das Amt des Bürgermeisters in der Adventszeit. In diesem Jahr ist es besonders intensiv. Nicht nur dass seltsame Post ins Haus flattert. Nein, seit dem 13. November bis zum heiligen Abend geht es toujours durch. Sieben Tage die Woche mit insgesamt vier freien Abenden. „Aber er hat’s ja selber so gewollt!“ hört man den einen und anderen wohlwollend sagen. Stimmt! Ich habe es so gewollt. Und wenn die Gesundheit mitmacht, macht es sogar Spaß. Denn neben dienstlichen Terminen, wie letzten Sitzungen vor dem neuen Jahr gibt es viele Weihnachtsfeiern, Christbaumversteigerungen (eine freundliche Form der Vereinsspendensammlung)  und eben auch private musikalische Termine. Bereits seit 2015 versuche ich den adventlichen Stress zu reduzieren und vor allem musikalisch abzubauen. Denn die Auftritte allein sind es nicht. Es sind Chorproben, Tritonus Brass-Proben, Familienproben und die Proben mit meinem Abensberger Posaunenchor, die schon im Oktober anfangen den Kalender vollzuladen.
Der eine oder andere Leser kennt das. Wenn man überhaupt keine Lust hat irgendwo hinzugehen und das Kanapee verlockend ruft, werden es meist die schönsten und längsten Abende. So war und ist es auch am Abend des 2. Advent. Morgens ging es los mit Adventsgottesdienst und Weihnachtsfeier im Caritas Altenheim. Direkt gefolgt wurde diese von der Christbaumversteigerung des KSK Furth. Zwischendurch wurden Frau und Töchter noch zum Voltigierauftritt gefahren. Um 15.30 Uhr, ebenso vorzeitig wie bei den vorigen Terminen, ging’s auf um nach Abensberg zu fahren. Bei Kälte, Regen und Wind auf einer offenen Bühne wurde dann wirklich gute adventliche Blechbläsermusik den Abensbergern in die Ohren gepustet. Es war lustig auf der Bühne und musikalisch gut unten bei den Menschen. Und bei Glühbier klang der Abend aus. Denn zum Glück wurde kurzfristig das für diesen Abend geplante Konzert von Tritonus Brass in Moosburg abgesagt.

Natürlich ist das Stress! Aber im schönen Hof an der Saale habe ich gelernt, dass man Stress in Eustress und Disstress unterscheiden kann. Eustress ist der Stress, der in der Adventszeit bei mir stattfindet. Er steht für  den positiven Stress. Dieser erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden. Er sichert uns das Überleben. Klar, wünsche ich mir den typischen ruhigen Nachmittag. Mit Kindern um den Adventskranz und Gesellschaftsspielen. Aber eigentlich – ja ich muss es mir endlich einmal eingestehen – ist es dieser Stress, den ich in der Adventszeit brauche. Denn es bedeutet Leben! Und so kommt dieser stressige zweite Advent ziemlich schön daher. Gutes Essen. Anregende Gespräche. Gute Musik. Und ich mittendrin – auch wenn ich ca. 1200 mg Ibuprofen intus habe, da das Bein halt immer noch schmerzt. Wie sang Herbert Grönemeyer so treffend: „Ruhe gibt’s genug nach dem Tod“. Und mit dem Tod meines Amtskollegen Josef Daffner in dieser Woche, wird mir einmal mehr klar, dass es auf eines ankommt: Es gibt nur dieses eine Leben und dieses fordert das JA zum hier und jetzt in der Richtigkeit des Augenblicks.

Kulturlandschaft

Das Bild zeigt den Blick aus dem Gleitschirm nach Landshut. Dieses Bild habe ich dem frisch gewählten Oberbürgermeister der Stadt Landshut zu seiner Wahl geschickt. Es soll den wichtigen Blick auf das große Ganze tragen und den neuen OB im Amt begleiten.

Der Blick auf das große Ganze
Niederbayern und besonders der Raum Landshut ist der Eiweißlieferant Bayerns. Hier wird hochwertiges Protein in Form von Schweinefleisch in einer Dichte produziert, dass damit das 4,3fache des regionalen Bedarfs gedeckt werden kann. Daneben steht BMW und in unserer Region der Flughafen. Die Stadt Landshut und auch die Ingolstädter AUDI wird mit Mitarbeitern aus dem nördlichen Raum Landshuts beliefert. Wenn Bayern der Job- und Wirtschaftsmotor Deutschlands ist, ist der Großraum Landshut bis Straubing der Jobmotor Bayerns. Doch wie lang noch?
Ein positives Teilergebnis der Wirtschaftsstärke ist auch die Wissensbündelung. Denn da wo man gutes Geld verdienen kann, gibt es meist eben hochqualifizierte Jobs. Unsere Gemeinde ist so ein HQ-Lieferant. Wir haben ein hohes Durchschnittsgehaltsniveau und ein hohes Bildungsniveau. Unser Maristen-Gymnasium trägt daran einen beträchtlichen Anteil. Und auch bei der Grundstücksvergabe schaut BMW und der Flughafen aus vielen Lebensläufen von Ingenieuren, Doktoren, Piloten und Fluglotsen.

Das Detail 
Doch wenn wir eine Veranstaltung planen, einen Markt abhalten, Bürgerversammlungen durchführen oder einfach nur einen Maibaum stellen wollen, sieht man immer die gleichen, wenn auch meistens freundlichen, dann doch selben Gesichter. Es sind Handwerker, Dienstleister, Freiberufler, Angestellte, VerkäuferInnen und Hausfrauen die sich Zeit für Gemeinschaft – Zeit für Miteinander und Kultur nehmen. Wir sind nicht gerade die reichste Gemeinde und kein Kulturdezernent hat den ganzen Tag Zeit die nächste Vernissage oder das nächste Konzert zielgruppenscharf zu planen. In Gemeinden mit 3.500 EW ist das Chefsache. D.h. meine Sache. Klar, habe ich ein paar Leute die mich unterstützen. Meine Assistenz, welche die Orga des Abends übernimmt und Mitarbeiter des KU, die Karten abnehmen, den Künstler betreuen und den Weg zur Toilette zeigen. Und dann noch das Gymnasium und sein Rektor, ohne welche es weder Bühne noch Toilette überhaupt gäbe. Wir machen was! Werbung, Anzeigenschalte, Onlineverkauf, Freikarten und …. Nichts! „Man kennt ja den Künstler nicht! Ich habe davon noch gar nichts gehört. Ihr müsstet mal Werbung machen (steht auf Facebook, im Internet, Infoblatt, Zeitung, hängt an allen Anschlägen und findet an einer Schule mit 750 SchülerInnen statt)“. Und einer sagt es dann: „Die fliegen lieber für 500,- € zu zweit nach Berlin zu Coldplay, als das die vor Ort was ausprobieren.“

Was soll ich daraus für Schlussfolgerungen ziehen? Bedeutet Bildung nicht gleich Kulturinteresse? Bedeutet hohes Einkommen nicht gleich auch mal Geld für einen Abend auszugeben, der nicht eindeutig sagt wie er dann endet? Läuft hier vor Ort wirklich nur „de Gruberin“ und „LaBrassBanda“? Haben alle den Freitagabend so ausgeplant, dass einfach nichts mehr geht? Oder ist das Onlineangebot einfach völlig ausreichend? Kann ich mit youtube mir meinen ganz individuellen kostenlosen Kunstgenuss überall und jederzeit einfach aufs Smartphone holen, und das reicht dann?
Ich habe viele Jahre mit Musik und Kultur mein Geld zum Leben verdient. Gut, das war bei der Bundeswehr und jeder Sinfonierorchestermusiker hat nur schief auf den Militärmusiker herabgeschaut, aber es war zu einer Zeit in der selbst in Hinterpfuideifl ein 500er Saal zu über 2/3 gefüllt wurde. Auch wenn das Durchschnittsalter bei 75 lag.
Das besondere dabei war, dass wir Militärmusiker überhaupt nach Hinterpfudeifl wie z.B. Doberlug-Kirchhein, Wriezen, Burg oder Herzberg/Elster gefahren sind. Heute geht das nicht mehr. Denn die Zahl der Orchester wurde derart dezimiert, dass diese Orte einfach nicht mehr in den Aufgabenbereich des mobilen Kulturtransfers gehören. Das wiederum heißt, dass eben nichts mehr ein Aufgabenprofil hat um diese Orte besuchen zu wollen oder zu müssen.

1997 fragte mich der damalige Oberfeldarzt und Regimentskommandeur Dr. Dietlmeier ob ich nicht eine Regimentsmusik aufbauen könnte. Wir probten und marschierten und auf einmal waren wir in der Lage uns auch außerhalb des Übungsraumes zu zeigen. Militärisch und symphonisch. In diese Zeit fiel auch das Gedenken zum Volkstrauertag am Buß- und Bettag des November 1997. Mit Ehrenformation und allen formalen Voraussetzungen lief die Kranzniederlegung und die Feierstunde ab. Wir organisierten Feldtrompeter für das Lied vom guten Kameraden und eine kleine Trommel für den Begleitwirbel während der Kranzniederlegungen.
Aufgeregt und stolz wurde ich heuer erstmalig durch die Standorterweiterung nach Feldkirchen als Bürgermeister meiner Gemeinde eingeladen. Ich gab dafür extra das beste Rehragout der Gemeinde beim Jagdessen an den 2. Bürgermeister ab, um bei Kälte und Dunkelheit draußen in Paradeaufstellung zu stehen. Das war’s dann aber auch schon. Denn die Musik kam inkl. des guten Kameraden aus dem Lautsprecher und die kleine Trommel… Reden wir nicht darüber. Der ältere Mann der KSK tat mir leid.Er hat sich wirklich bemüht.
Danach gab es – der Regierungsvizepräsident nannte es Eintopf – Reis mit Hühnerfrikassee aus den bekannten orangefarbenen Warmhalteboxen der Truppenverpflegung. Im Vertrauen gestand mir der leitende Oberstarzt, dass dafür einfach keine Mittel mehr da sind. Auch das tat mir wirklich leid und ist doch für unsere Kulturlandschaft symptomatisch.

Vielleicht ist youtube ja die Lösung. Kein Künstler mehr zum Anfassen, kein Trompeter am Volkstrauertag und alles was noch analog geht ist Comedy. Weil da brauch ich die Lacher der anderen Gäste um den flachen Gag auch lustig zu finden. Allein vor youtube funktioniert das irgendwie nicht. Da springt der Funke nicht über.
Aber zum Glück gibt es ja noch etablierte Veranstaltungen die schon wieder Tradition geworden sind und dadurch mir ein Gefühl von Heimat und Kultur vermitteln. So freue ich mich auf unser 10. Tritonus-Brass-Konzert im Rahmen des Landshuter Krippenweges in der Dominikanerkirche am 4. Advent. Ach halt. Stimmt ja. Da wurden wir ja vom Verkehrsverein ausgeladen und aus „auf Spendenbasis“ hat man nun „gegen Eintritt“ gemacht. Naja, wenigstens haben wir noch unser Moosburger Konzert am zweiten Advent. Halt stimmt ja. Da dürfen wir jetzt die Sakristei nicht mehr als Aufenthaltsort nutzen und sollen noch 150,- € mitbringen, dafür dass wir ein bisher kostenloses Kulturangebot der blechbläserischen Oberklasse geschaffen hatten.

Irgendwas mache ich falsch, wenn ich als Gemeinde einem Berliner Künstler die Möglichkeit gebe, hier in der niederbayerischen Diaspora dem Menschen eine Steighilfe für  den Blick über den Tellerrand  zu sein. Ich war und bin mehr als mein halbes Leben ein kulturschaffender Mensch gewesen. Doch hier und heute gebe ich es auf.

Schicksalstage im November 2018

Stadtmitte


Vor 100 Jahren war mit der Proklamierung der Republik in München und Berlin der Erste Weltkrieg zu Ende. Vor 80 Jahren brannte in der heutigen Nacht die Berliner und viele andere Synagogen.
Wir sehen wie schwer und blutig der Frieden errungen wurde. Wir sehen welche enorme Anstrengungen es bedarf ihn zu bewahren. Wir sehen wie schnell alles wieder zunichte gemacht werden kann – wenn nur noch schwarz-weiß gedacht wird und einfache Antworten gesucht werden.

Für mich persönlich ist jedes freundliche Wort und jeder wohlwollende Hinweis ein kleiner privater Akt des Friedens.
In der U-Bahn in Berlin bot mir ein Mann mit arabischem Aussehen aufgrund meiner Krücke heute einen Sitzplatz an. Natürlich lehnte ich ab. Sooo fit bin ich schon noch! Dann nahm ich das Angebot letztlich doch an. Beim Hinsetzen viel ich durch die Anfahrt des Zuges fast hin (Gleichgewicht – ich wohne inzwischen auf dem Land). Drei Hände hielten mich fest, so das ich nicht fiel. Eine davon der, der mir den Platz angeboten hat.

„Diese Stadt ist eben doch gar nicht so hart wie du denkst.“

#PeterFox

#schwarzzublau  #friedenbeginntimKleinen

Innenknöchel im Dienst beim Bierkistlrennen gebrochen

Der Einfachheit halber ist es ein #innenknöchelbruch

Für über 8 Wochen bin ich auf Hilfe angewiesen und muss sehr gut mit allen Terminen jonglieren können.

Beim Bierkistlrennen in Hohenthann habe ich mich doch stärker verletzt als ich dachte. Erst wars nur eine „Verstauchung“ doch die Schmerzen sprachen eine andere Sprache. Witzig wird der Dialog mit der Berufsgenossenschaft für Beamte –  der BVK. Wie erkläre ich denen, dass das Bierkistlfahren „dienstlich“ erfolgte😳

Es ist eine große Anstrengung und Einschränkung in der schönsten Flugwetterzeit des Jahres daheim zu sitzen und zuzuschauen. Es war zwar faktisch nur ein Haarriss, aber die Ruhigstellung verlangt danach nochmal die gleiche Zeit, bis wieder alles so läuft wie zuvor. Ganz besonders „gefreut“ habe ich mich natürlich darüber, dass ich es mit dem Unfall auf die Titelseite des Wochenblattes geschafft habe. Altbürgermeister Dieter Gewies bemerkte süffisant, dass er es in 18 Jahren nicht auf die Titelseite geschafft hat. Ich aber schon nach 5 Jahren.

Ich bedanke mich schon mal an dieser Stelle bei meiner Familie und meinen Kollegen für all die erbrachte und noch zu erbringende Rücksicht und Unterstützung!

Allem Anfang

Nach 18 Jahren endete zum 30. April 2014 die Amtszeit unseres Ersten Bürgermeisters Dieter Gewies. Er hat in seiner Amtszeit das Bild unserer Ge-
meinde nachhaltig geprägt. Besonders fasziniert war ich immer von seiner ruhigen Art und seiner sanften, leisen Wortwahl. Er war mit einer großen Gabe gesegnet: er hatte Geduld. Geduld für sein Ziel der nachhaltigen Entwicklung und Geduld mit den Menschen.

Mit dem 01. Mai 2014 traten nun ein neuer Erster Bürgermeister und fünf neue Gemeinderäte ihr Amt für die Gemeinde Furth an. Sie, die Bürgerinnen und Bürger haben uns den Auftrag hierfür gegeben.

Die Zukunft wird neue Herausforderungen mit sich bringen. Neue Schwierigkeiten, aber auch neue Chancen. Sei es dabei der Weg zu Besserem oder auch der Verlust von lieb Gewonnenem. Ob wir am Ende eine positive oder negative Bilanz ziehen werden, liegt an uns allen. Wurden bisher die Dinge noch maßgeblich von innen heraus bestimmt, wird die Zukunft von den Zwängen und Anforderungen von außen bestimmt werden. Müssen Meinungen

gehört und für Interessen Kompromisse gefunden werden.
Als neuer Erster Bürgermeister der Gemeinde stelle ich, Andreas Horsche, mich diesen Herausforderungen. Ich möchte die Ver- änderungen begleiten und da, wo es notwendig ist, moderieren und steuern. Denn nichts ist so beständig wie der Wandel und fast nichts von ewiger Dauer.

Ich wünsche uns in der Verwaltung, dem Gemeinderat, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern für die anstehenden Aufgaben Ge- duld, Weitsicht, Mut und Verstand. Wir wollen alle gemeinsam mit- helfen, dass unsere Gemeinde auch für unsere Enkelkinder noch ein Ort ist, an dem man gern lebt. In Mitmenschlichkeit und Wohlstand.